Montag, 10. November 2008

Heute war Julias erster Praktikumstag in der Suchtfachstelle im Stadtzentrum. In der Nähe hatte ich eine Stunde später dann den Termin in der Beratungsstelle und nachmittags den Termin bei Frau und Beruf. Auf ihren Wunsch fuhr ich Julia dorthin und fuhr dann weiter zur Beratungsstelle, obwohl ich noch eine Stunde Zeit hatte bis zu meinem Termin. Ich hatte mir aber ein Buch mitgenommen, das ich gerade aus der Tasche geholt hatte, als mein Handy klingelte. Es war Daniel, er muss wieder mal gleich angerufen haben als er im Auto saß... Als er hörte, dass ich auch im Zentrum war, verabredete er sich mit mir auf einen Kaffee und wir unterhielten uns über Frau und Beruf und meine Jobsuche allgemein. Und er erwähnte kurz den Besuch bei Georg, dass Georg schon alles genau geplant hätte und sie ein gemeinsames Schlafzimmer machen würden mit getrennten Betten natürlich und Georg in seiner anderen Wohnung schlafen würde, wenn Nora bei ihm übernachtet. Gott sei Dank erzählte er nicht, wie Georg sie findet, obwohl ich natürlich genau das gern wissen würde und gleichzeitig Angst davor habe, dass er sie netter findet als mich...Daniel wirkte so glücklich und zufrieden und das machte mich gleich wieder so traurig. Als wir fertig waren, begleitete er mich an mein Auto und erzählte mir dort, dass er mit Nora in dem griechischen Restaurant war,in dem wir öfter waren und er immer Karten spielt und dass das Wirtsehepaar große Augen gemacht hätte... Dann eröffnete er mir,dass er demnächst mit ihr auch zu unserem Stammitaliener gehen wolle. Ich war total geschockt und sagte, ihm, dass ich das nicht will, zumindest jetzt noch nicht, am liebsten dieses Jahr noch nicht, das immerhin nur noch eineinhalb Monate dauert. Ich weiß, dass ich ihm nicht verbieten kann, irgendwo hinzugehen und irgendwann werden wir uns irgendwo über den Weg laufen, aber ich kann einfach noch nicht, es würde über meine Kräfte gehen, die beiden als Paar zu sehen, ich würde auf der Stelle zusammenbrechen. Und ich möchte nicht jedes Mal, wenn ich dorthin gehe, Angst haben, die beiden dort zu treffen. Kann er sich nicht für sein neues Leben auch ein neues Restaurant suchen, immerhin ist es das Restaurant, in dem wir unsere Hochzeit und Julias Taufe gefeiert haben. Als ich ihm meine Gründe für meine Ablehnung erklärt hatte, erwiderte er, dass ich ihm jetzt auch noch seinen Lieblingsitaliener nehmen wolle, er aber einen breiten Rücken habe und auch das noch ertragen würde... Hallo? Wer muss hier was ertragen? Was bitte muss er denn ertragen? Dass er jetzt Schmetterlinge im Bauch hat und eine neue Liebe, jede Menge Sex (wenn auch nicht so gut wie mit mir laut seiner Aussage), jedes Wochenende in einer anderen Stadt Urlaub macht, eine Frau, die ihn anbetet und nicht versteht, dass ich ihn gehen lassen konnte? Oh Gott, tut das weh... Er wollte dann noch, dass ich ihn anrufe nach meinem Termin bei Frau und Beruf, aber ich sagte, dass wir uns heute Abend ja sowieso sehen würden.
Als ich dann zur Beratungsstelle kam, war meine Betreuerin leider krank,aber die Praktikantin schaute sich mit mir einen Film an nach dem Buch "Wenn Frauen zu sehr lieben" , ich fand aber nicht, dass ich mit den Frauen und deren Beziehungen viel gemeinsam hatte. Nur der letzte Satz war interessant: Eine der Protagonistinnen wurde gefragt, ob sie den Buchtitel treffend finden würde und sie meinte, zutreffender wäre, wenn das Buch heißen würde: Wenn Frauen sich zuwenig lieben.... Und das passt auch auf mich...
Enttäuschend war auch der Besuch der Kontaktstelle Frau und Beruf, ich hatte mir viel mehr davon versprochen, nachdem was auf dem Flyer stand. Nach einer halben Stunde war das Gespräch beendet und ich wusste nur wenig mehr als vorher. Wahrscheinlich gibt es beim Beruf der Krankenschwester einfach zu viele Möglichkeiten des Wiedereinstiegs, so dass man Krankenschwestern nicht unterstützen muss. Ich dachte auch, dass sie sich vielleicht mal meine Bewerbungen anschauen, aber Bewerbungstraining machen sie dort gar nicht und die Wiedereinstiegskurse, von denen ich gehört hatte, gibt es seit 2004 schon nicht mehr. Positiv war, dass einer der Kurse in anderer Form von der Bildungsakademie der Handelskammer durchgeführt wird: Kaufmännische Assistentin im Pflege- und Gesundheitswesen. Das ist eine zusätzliche Qualifizierungsmaßnahme. Die Mitarbeiterin von Frau und Beruf meinte zwar, dass der Kurs bereits angefangen hätte, aber ich rufe auf jeden Fall dort an.
Abends war Daniel da und wir hatten wieder Streit. Und zwar fragte er, ob er Julias Schlafcouch ausleihen kann, wenn er zu Georg zieht. Das ist aber ein logistisches Problem, weil man die Couch nur über das Fenster aus dem Raum bekommt, also war ich nicht sehr begeistert. Außerdem kenne ich seine Zuverlässigkeit in diesen Dingen, wer weiß, ob er sie je wieder durchs Fenster zurückgebracht hätte. Immerhin stand ihr Bett hier auch seit Ostern unaufgebaut herum und in unserer Küche warten seit Pfingsten noch eine Tür und mehrere Griffe darauf, angebracht zu werden... Allerdings hat ein Freund mir jetzt von sich aus versprochen, diese Tage vorbeizukommen und es zu erledigen. Und das Wichtigste: Ab heute schläft er allein im Schlafzimmer, ich schlafe mit Julia auf der Couch, wenn er da ist. Wieder ein Stück weiter im Trennungsvorgang... Wahrscheinlich werde ich mich in den Schlaf weinen....

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