Donnerstag, 27. November 2008

Heute war ich mir sicher, dass ich nichts von ihm hören würde, ganz sicher, denn es gab keinen Grund, mich anzurufen, es war alles geklärt. Es war ein seltsames Gefühl, aber es machte mir nicht wirklich etwas aus. Morgens kam meine Schwester zum Frühstück, wir sprachen über die Weihnachtsfeier und -geschenke. Ich ertappe mich immer wieder dabei, zu denken, dass dies oder jenes ein schönes Geschenk für Daniel wäre. Aber ich schenke ihm nichts dieses Jahr, nur Julia schenkt ihm etwas.Wir werden einen größeren Rahmen kaufen und Fotos von ihr auf Tonkarton kleben, den sie dann auch noch beschriften kann. Und ich werde heimlich auf die Rückseite eine Nachricht schreiben, die er nie lesen wird, aber immer bei ihm sein wird als Abschiedsgruß. Obwohl ich momentan ziemlich sauer auf ihn bin, ich glaube, die Phase der Wut kündigt sich an...
Denn er rief nachmittags doch bei mir an, noch bevor Julia aus der Schule zurück war, um sich nochmal nach dem Namen des Urologen zu erkundigen, bei dem er heute einen Termin hatte. Seltsamerweise wusste er ihn dann doch, als ich sagte, dass er mir im Moment nicht einfallen würde... Ich wüsste gern, was das Gespräch ergeben hat, aber es geht mich nichts mehr an und ich werde nicht fragen.
Da ich Daniel gerade am Telefon hatte, sagte ich ihm, dass ich es gut finden würde, wenn er Julia öfter anrufen würde, da er ihr ja versprochen hätte, immer für sie da zu sein und er ihr das nun auch zeigen müsse, damit sie wieder Vertrauen zu ihm bekäme. Er meinte dann, dass sie ja immer bei ihm anrufen könne und ich antwortete, dass er kein Vertrauen zu ihr aufbauen müsste, sondern umgekehrt, er ihr jetzt etwas zu beweisen hätte. Daraufhin erzählte ich ihm auch, was die Psychologin über seinen Weggang in Bezug auf Julia gesagt hätte und er flippte wieder aus. Die Psychologin wäre eine dumme Schlampe, er würde sie schlagen, wenn er sie sehen würde, sie würde Julia gegen ihn aufhetzen. Und überhaupt wisse sie ja nichts über seine Gründe, die hätte ihr sicher niemand erzählt, wo er doch die ganzen Jahre so gelitten hätte... Was mich dabei zutiefst verletzte war sein Tonfall, als er das sagte, dass ich die Schuld habe an seinem Weggang. Ich sagte ihm dann, dass ich heute beim Aufräumen eine Weihnachtskarte von 2005 gefunden habe, in der er sich bei mir für meine Liebe und Unterstützung bedankt habe, ohne die er dieses Jahr nicht überstanden hätte, er meinte, das wäre Selbstbetäubung gewesen... Und alles in einem absolut lieblosen Ton, bei dem ich mich frage, wieso er überhaupt mit so einem bösartigen Wesen wie mir befreundet sein möchte... Der Clou war dann noch, dass er sagte, dass einige (!) unserer (also nicht seiner!) Freunde zu ihm gesagt hätten, dass sie es kommen gesehen haben, dass er mich verlässt und sich wundern, dass er das nicht schon früher gemacht habe. Mich wundert nur, dass alle (!) unsere(!) Freunde total deshalb überrascht waren und immer noch alle sagen, dass sie das bei uns nie gedacht hätten... Ich fragte dann nach Namen und er antwortete, dass er mir keine nennen würde, damit ich weiter ungezwungen mit den Freunden zusammen sein könne, worauf ich erwiderte, dass er damit nur erreiche, dass ich allen gegenüber misstrauisch bin. Nach längerem Zögern nannte er dann Freund Georg als einen derjenigen. Nun ja, genau der Freund Georg, der zu mir sagt, dass er der Meinung sei, dass Daniel sich momentan alles schönredet. Und ich weiß genau, dass Georg ein Mensch ist, der nicht hier so und dort anders spricht, sondern zu seiner Meinung steht. Und wenn er das zu Daniel gesagt hätte, hätte er mir das gleiche gesagt. Dazu weiß ich noch, dass Daniel mir vor kurzem erzählt hat, dass bis dahin keiner der Freunde bei ihm angerufen hätte seit wir uns getrennt hätten (seiner Meinung nach haben wir uns getrennt, meiner Meinung nach er sich von mir... oder seiner Meinung nach habe ich ihn vertrieben...). Ich sagte ihm daraufhin, dass bei mir auch noch niemand angerufen hätte, was auch stimmt. Diejenigen, zu denen ich Kontakt habe, sind die, mit denen ich auch vor der Trennung häufig Kontakt hatte. Mit den anderen ist der Kontakt genauso häufig oder selten wie vorher auch, ich habe von allen das Angebot bekommen, dass ich jederzeit anrufen könne, was ich aber nicht brauche, da ich genügend Ansprechpartner habe. Von einem Freund weiß ich zufälligerweise auch, dass er sich über Daniel geärgert hatte, weil er ihn abgewimmelt hat, als er mit ihm sprechen wollte und sich danach auch nicht mehr bei ihm gemeldet hat. Und das war ein Freund, der Daniel schon viel geholfen hat.
Auf jeden Fall hat das Telefonat mir dieses Gefühl der Ruhe genommen, das ich seit Montag nachmittag hatte, obwohl ich mich dafür verfluche, dass ich ihm schon wieder so viel Gewalt über mein Gefühlsleben gebe, er hat mich wieder so tief getroffen, dass ich schon allein deshalb der Psychologin von Julia recht geben muss...
Wenigstens hat er heute nachmittag Julia eine SMS geschrieben und heute Abend bei ihr angerufen...
Und wieder habe ich das Gefühl, dass der Abstand zwischen uns immer größer wird...

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