Montag, 24. November 2008

Er kommt nicht mehr zu mir zurück, egal was passiert, das muss mir endlich ganz klar werden, ich muss an ihn denken, als wäre er gestorben, nicht so einfach, wenn er ab und zu doch sehr lebendig in Erscheinung tritt so wie eben... Er kam gegen mittag kurz vorbei, um das Handy von Julias Freundin zu bringen, das sie gestern Abend in seinem Auto vergessen hatte. Freitag und Samstag zieht er aus... Es tut weh, aber es ist auch für mich notwendig, damit ich die Trennung endlich auch für mich akzeptiere. Dabei erzählte er, dass er sich beim Urologen erkundigen will, ob er auch Sperma einfrieren kann für ihn als Beruhigung, falls er in ein paar Jahren eine 30jährige kennen lernt, die mit ihm vielleicht noch ein Kind möchte... Dabei sah er mich so kalt an, zumindest kam es mir so vor, als ob er damit sagen wolle, dass er nie mehr zu mir zurückkommt, dass es aus und vorbei ist. Und genau so ist es!!! Also Herz, hör auf weh zu tun und fange an, dich auf mich zu besinnen...
Beim Weggehen meinte er dann noch, dass ich auch mal wieder aufräumen könnte... dieser Idiot... wenn er richtig geschaut hätte, hätte er gesehen, dass das alles die Sachen waren, die er am Donnerstag morgen hier aus seinem Auto ausgeräumt hatte plus zwei Kartons, in die ich schon Sachen für seinen Auszug gepackt hatte...
Vormittags war ich in der Beratungsstelle. Zusammen mit der Beraterin sah ich mir einen Filmbeitrag an über das Nein-Sagen und die innere Stimme. Dass viele Frauen erst in Ausnahmesituationen wieder lernen, darauf zu hören und zu vertrauen. Nach dem Film kam mir zu Bewusstsein, dass ich meiner inneren Stimme nicht vertraue, weil ich denke, dass sie durch Erziehung und Erfahrungen beeinflusst wird. Dabei hatte ich ja schon bei der Party als ich Daniel und Nora zusammen sah ein seltsames Gefühl...
Julia hatte heute Termin bei ihrer Psychologin, mit mir zusammen. Die Psychologin ist eine sehr taffe und direkte Frau, die genau auf den Punkt kommt. Ich wollte von ihr wissen, was sie denkt, wie Julia mit der Trennung zurechtkommt und sie meint, dass Julias Reaktionen richtig wären und ich nicht immer Daniel vor ihr verteidigen solle, da sie sonst verlernen würde, auf ihr Bauchgefühl zu hören... Dieses Thema "innere Stimme" oder "Bauchgefühl" zog sich durch den ganzen Tag...
Dann kam ihre entscheidende Aussage, die mir zwar im ersten Moment sehr weh tat, die mich aber die Trennung in einem anderen Licht sehen ließ... Sie schilderte mir nämlich, dass ihr Julia einige Sachen erzählt hätte, die sie sprachlos gemacht hätten, z.B. seine Bemerkung, dass er ja mal mit Nora in unserer neuen Badewanne baden könne, das wäre so respektlos mir gegenüber, dass sie sich fragen würde, ob ich ihm denn nie Grenzen gezeigt hätte und wieviel Stolz ich überhaupt besitzen würde, dass ich mir so etwas gefallen lassen würde und auch noch Entschuldigungen für ihn finden würde. Wie klein ich mich ihm gegenüber machen würde dadurch, bzw. er mich gemacht hätte und dass er deshalb keinen Respekt mehr vor mir hätte und dass mir das aber alles nichts genutzt hätte, sondern er hätte mich trotzdem oder sogar deshalb verlassen... Und mir fielen zahlreiche Situationen wieder ein, in denen ich klein beigegeben hatte, um Streit zu vermeiden, gerade damit er mich nicht verlässt. Wie sehr ich mich verändert hatte in den letzten Jahren, auch für ihn, wo er mir doch vorgeworfen hatte, dass ich mich nicht so verändert hatte, wie sehr er es wollte. Aber wie negativ waren diese Veränderungen für mich, es stimmte, ich hatte viel von meinem Stolz verloren, mein Selbst-Bewußt-Sein ist völlig am Boden. Und ich erkannte, dass diese Trennung für mich vielleicht doch die Chance ist, mich selbst wiederzufinden oder neu zu finden oder mich zum ersten Mal richtig kennenzulernen, stark zu werden. Und plötzlich war meine Trauer deutlich weniger und ich war ruhiger.
Ausserdem erklärte die Psychologin, dass sie Daniel für super egoistisch halte, dass er sich im Prüfungsjahr von Julia von mir getrennt hat und nicht noch bis zum Sommer gewartet hat. Er könne noch so viele Gründe dafür anbringen, es würde nicht gelten, was er sagt, sondern sein Handeln. Und das würde aussagen, dass ihm Julia und ihre Prüfung nicht wichtig sind.

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