Freitag, 5. Dezember 2008

Was für ein grässlicher Morgen... Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen und bin todmüde. Ich hatte lauter Albträume, dass ich die Wohnung hergeben muss und machte mir, wenn ich wach war, Gedanken darüber, wie ich das alles bezahlen soll... Und Daniel schwimmt derweil im Geld... Und dann tat ich was ich eigentlich lassen sollte... Ich schrieb ihm eine SMS, dass es mir nicht gut gehen würde, ich schlecht geschlafen hätte und Angst vor der Zukunft, ob er mich nicht anrufen könne. Eineinhalb Stunden später, als ich beim Frühstück in der Beratungsstelle saß, klingelte das Telefon und er war dran. Als ich ihm meine Ängste geschildert hatte und ihn bat, doch bitte alles nochmal nachzurechnen, damit er sehen würde, dass ich mir das von meinem Gehalt nicht leisten könne, flippte er völlig aus und beschimpfte mich, dass er nicht sein ganzes Leben für mich sorgen würde und ich endlich lernen müsste, für mich selbst zu sorgen... Ich habe nur zehn Jahre nicht gearbeitet und für mich selbst gesorgt, es gab sogar eine Zeit, da habe ich ihn finanziell unterstützt während seines Studiums, auch wenn das keine zehn Jahre waren... Ich erwiderte, dass ich genau da dabei bin, dass ich versuche stark zu sein und unsere Tochter bei ihrer Prüfung zu unterstützen, mein Leben neu zu organisieren und eine Arbeit zu finden und fast ohne Hilfe von ihm, dass ich ihn in der ganzen Zeit nie angerufen hätte und nur zwei SMS geschrieben hätte zu Zeiten, in denen es mir besonders schlecht ging. Er schrie dann, dass ich das dann in Zukunft auch so halten soll, er würde total leiden unter meinen negativen Gedanken, so wie er in der ganzen Ehe immer darunter gelitten hätte, wenn ich denken würde, dass ich die Wohnung allein nicht bezahlen könne, dann sollte ich sie eben verkaufen, er würde nicht einsehen, mir länger Geld zu geben, damit ich vielleicht nur eine Halbtagsstelle annehmen und mir den Arsch platt sitzen würde, wie ich es die letzten zehn Jahre getan hätte. Ich solle ihm dankbar sein für das, wozu er bereit sei, das wäre mehr als andere Frauen in vergleichbarer Situation hätten. Ich antwortete ihm, was aus seinen großartigen Beteuerungen geworden wäre, dass wir keine Angst haben müssten und ihm vertrauen könnten, dass er kein Schuft sei und wir uns wegen des Geldes keine Gedanken machen sollten und ich keine Angst haben müsste davor, im Alter arm zu sein, dass er für mich sorgen würde. Er schrie dann wieder, dass ich halt arbeiten sollte wie alle anderen, er müsse auch sein Leben lang arbeiten gehen und würde sich nur noch eine Mietwohnung leisten können und nicht in dieser großen Wohnung leben können, die wir hatten. Ich erwiderte, dass er aber doch weg wollte, unbedingt sogar aus der Wohnung raus wollte und ein neues Leben anfangen wollte und er schrie wieder, das ich ihn rausgeekelt und vertrieben hätte mit meinem Verhalten, dass ich mich nicht verändern wollte für ihn. Wir könnten es auch gleich anders machen und die Wohnung verkaufen und jeder lebt dann sein Leben für sich. Ich fragte ihn dann, warum er so ausflippen würde, ich hätte ihn lediglich gebeten, mal nachzurechnen, zwei ruhige Sätze als Antwort hätten auch gereicht und wir hätten uns nochmal zusammensetzen können. Er war weiterhin aufgebracht, wurde dann etwas ruhiger und machte eine Bemerkung, durch die mir einiges klar wurde... Es ging dann nämlich kurz um den morgigen Nikolausabend, dass Nora nicht wissen dürfe, dass er zu uns käme, da sie gestern schon sehr aufgebracht gewesen wäre... Das war also der Grund... Er hatte Streit mit Nora und ließ seine schlechte Laune an mir aus... wie schon früher, wenn er Ärger im Geschäft hatte, dann suchte er zuhause so lange einen Grund, bis er Streit mit anfangen konnte. Und genau dieses Verhaltensmuster brach heute morgen wieder durch, da ich gerade da war, schön dumm von mir... Ich sagte ihm dann noch, dass er ruhig hätte sagen können, dass er heute morgen keinen Kopf für ein solches Gespräch hätte, dann hätten wir es vertagen können. Er wollte dann noch etwas sagen, aber da war der Akku meines Handys leer... Als ich nach Hause kam und das Handy auflud, sah ich , dass er noch zweimal versucht hatte, mich anzurufen und mir eine SMS geschrieben hatte, dass er nicht aufgelegt hätte. Ich schrieb ihm dann zurück, dass ich auch nicht aufgelegt hätte, sondern meine Akku leer gewesen wäre. Dann telefonierte ich mit einer Freundin, die mir riet, ihn morgen an Nikolaus zu meiden und ihn mit Fiona allein zu lassen. Das gleiche hatte meine Beraterin heute morgen gemeint als ich ihr von dem Streit erzählte, sie hatte das Telefonat ja mitbekommen...
Kurze Zeit später rief er an, ob ich seine Email gelesen habe, ich verneinte, ging an den PC und las sie. Er entschuldigte sich für sein Verhalten am Telefon und dass er selbstverständlich bereit sei, nachzurechnen und wir auch eine Lösung finden würden, ich solle nur versuchen, nicht immer so schwarz zu sehen. Als Begründung für sein Ausrasten gab er an, dass er die ganze Nacht und den halben Morgen mit Nora diskutiert und nur drei Stunden geschlafen hätte.... Das erinnerte mich an die letzte Zeit unserer Ehe... Am Telefon sagte er mir dann, dass Nora sehr eifersüchtig auf mich sei und große Angst hätte, dass er wieder zu mir zurückgehen würde, weil sie so verliebt sei und ihrem großen Geschenk nicht vertrauen würde (siehe Taktgefühl...). Der Auslöser ihrer Diskussion wäre gewesen, dass er gestern eine SMS bekommen hätte als er bei mir war und diese erst eine halbe Stunde später beantwortet hätte... (Hatte er sich nicht bei mir beklagt am Ende unserer Ehe, dass ich ihn kontrollieren würde?) Ich fragte ihn, was aus ihren Beteuerungen geworden wäre, wie toll sie es fände, dass er mit mir befreundet bleiben möchte wie sie mit ihrem ersten Mann und sie ihn sonst gar nicht lieben könnte? (Antwort: Das wäre Schnee von gestern...) Und gerade sie mit zwei Scheidungen müsste doch wissen, dass es da auch einiges zu regeln gäbe und wir hätten doch gar nicht oft Kontakt miteinander, zumindest keinen, von dem sie weiß, denn ich glaube, dass alle Telefonate heimlich waren, deshalb ja auch immer aus dem Auto oder vom Arbeitsplatz aus... Er meinte dann, dass sie ja auch in gewissem Sinn recht habe, ihm zu misstrauen, immerhin hätte er sie schon zweimal mit mir betrogen... Ich sagte ihm , dass sie das ja nicht wisse und mehr Vertrauen in ihre Beziehung haben müsse, gerade am Anfang ihrer Verliebtheit. Er sagte, dass sie ihm auch schon eine SMS geschrieben hätte, in der sie sich entschuldigt hätte für ihr irrationales Benehmen. Und ich sagte ihm, dass ich da bestimmt auch nicht die richtige Ratgeberin sei, dass er das mit ihr ausmachen müsse. Dann sagte ich ihm, dass ich ihn morgen Abend allein mit Julia lasse, damit er Nora gegenüber kein schlechtes Gewissen haben müsse, aber er meinte, dass ich da sein solle. Er wolle auch später nochmal kurz vorbeikommen...
Ich war und bin so traurig... und habe immer noch Angst vor der Zukunft, aber denke, dass für die nächsten sieben Jahre alles geregelt ist, Julia dann fast 24 Jahre alt ist und wer weiß, was bis dahin passiert. Ich sollte die Zeit jetzt nehmen wie sie wäre und mir dann Gedanken machen, wenn es soweit ist.
Er kam dann auf einen Kaffee vorbei, damit diese bösen Worte nicht die ganze Zeit zwischen uns stehen würden. Vorher rief er an, ob er kommen dürfe und ich sagte, nur wenn er wolle. Als er kam, nahm er mich sofort in den Arm und entschuldigte sich nochmal, dass er das doch gar nicht wollte und dass er selbstverständlich immer für mich und das Kind da sei, genau so, wie er es vorher immer gesagt hatte und dass wir auch das mit dem Geld hinbekommen würden und wenn wir mehr Geld brauchen würden, er dann den Unterhalt für Julia erhöhen würde. Wir tranken dann einen Kaffee, ich weinte und schilderte ihm meine Ängste und Gefühle und er sagte zum ersten Mal seit der Trennung, dass er mich doch auch geliebt hätte und es auch in unserer Ehe schöne Zeiten gegeben hätte. Ob ich mich noch daran erinnern könne, als er mir die vielen kleinen Zettel mit Botschaften geschrieben und im ganzen Zimmer versteckt hätte. (Mist, jetzt muss ich schon wieder weinen...)
Dann sprachen wir wieder über meine Jobsuche und dass ich natürlich weiß, dass ich bis zu meiner Rente arbeiten müsse, ich mir aber vorgenommen habe, diese sieben Jahre erst mal abzuwarten und dann zu schauen was ist. Und er sagte, dass er die Einstellung toll fände und er ja auch nicht wisse, was seine Zukunft bringe, ob er überhaupt mit Nora zusammenbleiben würde oder wir vielleicht in 5 Jahren hier zusammen sitzen würden und über das alles lachen würden, weil wir wieder zusammen wären. Immerhin hätte ein Freund von ihm das prophezeit... Da musste ich gleich wieder weinen und sagte ihm, dass ich daran nicht mal denken mag und es schon gar nicht hoffen möchte. Oh Gott, wie kann er das nur sagen...
Später meinte er dann aber wieder, dass wir die Wohnung irgendwann ja auch verkaufen könnten, wenn wir sehen würden, dass das Geld nicht reicht, was er aber nicht glaubt. Und er nahm mich nochmal in den Arm und sagte, dass er mir zwar nicht geben könne, was ich erhoffe und ersehne, aber er mein Freund beleiben wolle. Und ich antwortet, dass ich das nicht erhoffe und ersehne. Er trank dann noch eine Tasse Kaffee und legte sich dann auf die Couch und las Videotext und... kuschelte sich dazu an mich und schlief kurz ein... wie früher... Was soll das, das macht mir zuviel Hoffnung... Als er dann wieder aufwachte, ging er ziemlich schnell, weil er mit einem Freund verabredet war. Wenn Nora uns gesehen hätte, hätte sie gewusst, dass sie wenigsten ein bisschen Grund zu ihrem Misstrauen hat, vielleicht hat sie ja ein noch funktionierendes Bauchgefühl und merkt, dass es zwischen den beiden nicht gut geht (was bestimmt nur ein Wunsch von mir ist und sie sind für den Rest ihres Lebens zusammen...).
Daniel hatte vorher noch irgendwann während des Gesprächs erzählt, dass das das Negative an der Seelenverwandtschaft wäre, dass sie ähnlich Launen hätten und ähnlich explosiv wären... Und bei mir fand er die Ruhe, die er brauchte... wie immer...

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